Auftakt zur Woche der
Erziehungshilfe 2025
Am 1. September 2025 hatte die Karl Immanuel Küpper-Stiftung die Ehre die Woche der Erziehungshilfe 2025 in Nordrhein-Westfalen offiziell zu eröffnen. Auf unserem Gelände in Köln-Riehl durften wir Gastgeberin für sein.
Eine ganze Woche lang steht anschließend das Thema im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen unterschiedlicher Organisationen. Hilfen zur Erziehung stehen Kindern, Jugendlichen und Familien zur Verfügung und bleiben dennoch oft im Verborgenen.
Schon beim Auftakt wurde klar: Diese Unterstützung ist vielfältig, wirkt nachhaltig und verdient mehr öffentliche Aufmerksamkeit.
Ein Auftakt mit Signalwirkung
Die Veranstaltung begann mit einer Pressekonferenz, in der Vertreter*innen der Freien Wohlfahrtspflege NRW aktuelle Herausforderungen aufzeigten:
- Kerstin Schwabl (Diakonie RWL)
- Judith Plum (Diözesancaritasverband Aachen)
- Deane Heumann (Fachausschuss Beratung der Freien Wohlfahrtspflege NRW)
- Jennifer Posth-Kulka (AWO)
- David Post (VPK Landesverband NRW)
- Ulrich Bergmann (Der Paritätische, Kreisgruppe Köln)
Im Fokus standen die Fragen:
- Wie werden Familien unterstützt?
- Welche Herausforderungen bestehen für Fachkräfte?
- Welche Unterschiede gibt es in den regionalen Rahmenbedingungen?
Die Moderation übernahm Andreas Brockmann, Pressesprecher des DRK-Landesverbands NRW.
Offizielle Eröffnung
Mit einem Grußwort eröffnete Oliver Schikora, Vorstand der Karl Immanuel Küpper-Stiftung, die Woche der Erziehungshilfe feierlich.
Im Anschluss folgten drei spannende Fachbeiträge:
Fachimpulse
- Prof. Dr. Mathias Berg (Katholische Hochschule NRW) zu Aufgaben von Beratungsstellen und aktuellen Herausforderungen für Familien. Derzeit profitieren rund 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche von Hilfen zur Erziehung.
- Dr. Axel Meinhardt zur Verbindung von Erziehungshilfe und mentaler Gesundheit sowie zur Bedeutung präventiver Maßnahmen.
- Elli Kesidis (Jugend vertritt Jugend) mit eindrucksvollen Einblicken aus der stationären Jugendhilfe.
Podiumsdiskussion „Erziehungshilfe 2.0 – Wohin steuern wir!?“
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war die Podiumsdiskussion unter dieser Leitfrage.
Politik, Wissenschaft, Träger und Betroffene diskutierten über die Realität von Familien in Krisen, wachsende Belastungen für Einrichtungen und die Innovationskraft der Hilfen zur Erziehung. Ziel war es, Herausforderungen klar zu benennen, Leistungen sichtbar zu machen und Perspektiven für eine nachhaltige Unterstützung junger Menschen zu entwickeln.
Teilnehmende:
- Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration
- Elli Kesidis, Jugend vertritt Jugend, Interessenvertretung NRW
- Eileen Woestmann, MdL, Sprecherin für Kinder und Familie
- Prof. Dr. Mathias Berg, Professor für Soziale Arbeit, Schwerpunkt: Psychosoziale Beratung, Katholische Hochschule NRW
- Dr. Axel Meinhardt, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Jean-Claude Schnabel Einrichtungsleitung, Ev. Jugendhilfe Anna-Stiftung
Die Diskussion beleuchtete:
- die Lebensrealität von Kindern, Jugendlichen und Familien in Krisen
- die wachsenden gesellschaftlichen und finanziellen Belastungen der Einrichtungen
- sowie den Mehrwert und die Innovationskraft der Erziehungshilfe
Die Moderation übernahm Dr. Timo Lindenschmidt, Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche.
Zahlen & Fakten: Hilfen zur Erziehung in NRW 2023
342.787 Hilfen wurden 2023 in Nordrhein-Westfalen gewährt – davon über 300.000 Angebote für Minderjährige.
- 122.000 Familien nutzten eine Erziehungsberatung.
- 61.000 junge Menschen wurden durch sozialpädagogische Familienhilfe begleitet.
- Rund 26.300 Kinder leben in Pflegefamilien.
- Etwa 32.000 junge Menschen sind in stationären Einrichtungen untergebracht.
- Knapp 40.000 Betroffene erhalten Eingliederungshilfe bei seelischen Belastungen.
Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Hilfen zur Erziehung sind ein zentraler Pfeiler des Kinder- und Jugendschutzes.
Finanzierung: Wer trägt die Verantwortung?
Hilfen zur Erziehung sind eine gesetzliche Pflichtaufgabe. Finanziert werden sie über die Jugendämter, die die Entgelte mit den Trägern der Einrichtungen verhandeln. Dabei geht es nicht nur um Personalkosten, sondern auch um Investitionen in Wohnraum, Betriebskosten wie Verpflegung und Instandhaltung sowie Verwaltungsaufwand.
Bei den Familienberatungsstellen sieht es etwas anders aus: Hier basiert die Finanzierung auf drei Säulen – kommunale Förderung, Unterstützung des Landes NRW und Eigenmittel der Träger. Wie hoch die jeweiligen Anteile sind, variiert je nach Kommune.
Wirksamkeit: Beratung, die etwas verändert
Studien belegen, dass Erziehungs- und Familienberatung wirkt:
- Das familiäre Zusammenleben verbessert sich spürbar.
- Eltern wie Kinder gewinnen an Erziehungskompetenz.
- Die psychische Gesundheit der Ratsuchenden stabilisiert sich.
Besonders wirksam ist die Beratung, wenn konkrete Änderungswünsche formuliert werden und Fachkräfte schnell erste Gespräche anbieten können. Auch Trennungs- und Scheidungsberatung zeigt messbare Erfolge: Rund 80 % der Eltern bewerten die Unterstützung als hilfreich, vor allem weil Konflikte mit der*dem Ex-Partner*in abnehmen und die Kinderbetreuung gerechter aufgeteilt wird.
Für Kinder da, für Familien stark
Die Themen der Auftaktveranstaltung spiegeln unmittelbar die Aufgabe der Karl Immanuel Küpper-Stiftung wider: Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen, mit der Clearing-Gruppe passgenaue Hilfe-Angebote entwickeln, durch ambulante und stationäre Angebote die Entwicklung der jungen Menschen zu fördern und Familien in ihrem Alltag zu stärken.
Indem wir Räume für Austausch, Diskussion und fachliche Impulse schaffen, leisten wir einen Beitrag dazu, dass Hilfen zur Erziehung nicht nur wirksam bleiben, sondern auch die Anerkennung und Sichtbarkeit erhalten, die sie verdienen.